Im Zentrum für Gegenwartskunst Augsburg – dem »H2 im Glaspalast« – fand 2013/14 die Ausstellung »Paul Klee – Mythos Fliegen« statt.
Paul Klee war während des Ersten Weltkrieges zwei Jahre lang in der Königlichen Bayerischen Fliegerschule V in Gersthofen nahe Augsburg stationiert. Er war dort hauptsächlich in der Schreibstube beschäftigt und ist selbst niemals geflogen. Trotzdem beschäftigte ihn das Thema Fliegen sehr. Seine Erlebnisse auf dem Militärflugplatz verarbeitete er in unzähligen, meist kleinformatigen Werken. Diesen besonderen künstlerischen Aspekt beleuchtete die einmalig in dieser Zusammenstellung gezeigte Ausstellung in Augsburg.
Gemeinsam mit der Grafikagentur »KW neun« in Augsburg entwickelten wir das Konzept für die Ausstellungsarchitektur und setzten die grafische Gestaltung um. Als Ausgangspunkt diente uns ein Tagebucheintrag von Paul Klee aus dem Jahr 1917: »Neues bereitet sich vor, es wird das Teuflische zur Gleichzeitigkeit mit dem Himmlischen verschmolzen werden, der Dualismus nicht als solcher behandelt werden, sondern in seiner complementären Einheit.« Unsere Grundidee beruht auf dem Gegensatz von Hölle und Himmel – Schwarz und Weiß. Schon beim Betreten der rund 1600 Quadratmeter großen Ausstellungshalle konkurrieren zwei kubischen Raumkörper – der eine schmal in mattem Schwarz und der andere breit mit einer weiß leuchtenden Fassade. Aus Zeichnungen von Paul Klee entnommene Flugobjekte haben wir als Holzmodell hinter der Bespannung angebracht. Durch das Spiel zwischen Scharf und Unscharf erzeugt eine reizvolle Optik.
Den bereits in der Ausstellungshalle befindlichen langgetreckten Raumkörper definierten wir als »BlackCube«. Dem Kuratorium war es wichtig, vorhandene Dokumente, Tagebuchaufzeichnungen, Postkarten an seine Familie und einige militärhistorische Relikte in das Ausstellungskonzept zu integrieren, um auch den persönlichen und zeitgeschichtlichen Hintergrund für die Einordnung der Werke zu liefern. In den drei aufeinanderfolgenden Räumen konnten wir durch eine vollflächige Gestaltung des Wandflächen mit historischen Fotografien und Zitaten von Paul Klee die Besucher eindrucksvoll an die Thematik heranführen.
Der erste Raum »Bedrückende Zeiten« visualisiert die teils traumatischen Erlebnisse der Kriegsjahre, wie den Tod seines Malerfreundes Franz Marc oder die fotografische Dokumentation abgestürzter Flugzeuge, für die Klee zum Teil zuständig war.
Im zweiten Raum unter dem Titel »Freie Stunden« liegt der Fokus auf den künstlerisch produktiven Momenten, in denen der Krieg und die permanente Angst vor einer Versetzung an die Front vergessen schienen. Das heimliche Zeichnen in der Schublade und seine Fronturlaube bei der Familie haben wir dabei eindrücklich herausgestellt.
Besonders aber seine Ausflüge in die nahen Lechauen boten ihm einen kreativen Rückzugsort. Diesem ist der dritte Raum gewidmet, deren Mittelpunkt eine Figur aus vom Wasser geschliffenen Ziegelstücken ist. Mit seiner geschwungenen Raumstruktur und der großflächigen Wandgestaltung lädt der Raum die Ausstellungsbesucher zum Nacherleben ein.
Der zweite Teil der Ausstellung mit rund 100 Arbeiten von Paul Klee wird im »WhiteCube« mit einer Fläche von 500 Quadratmetern präsentiert. Da die grafischen Arbeiten Klees sehr hohe konservatorische Anforderungen stellen, musste wegen der intensiven Tageslichteinstrahlung im Glaspalast eine in sich geschlossene Ausstellungsarchitektur mit eigener Klimatisierung und Beleuchtung konzipiert werden.
Der Entwurf versteckt die rasterförmig im Abstand von ca. 5 m angeordneten Säulen. In der Mitte entstand ein großer Raum, in dem als besonderer Überraschungsmoment der Nachbau eines Copydrachens, der im Ersten Weltkrieg für Aufklärungsflüge genutzt wurde.
Die schrägen Wände im Inneren des »WhiteCube« erzeugen interessante Perspektiven und unterstützen in ihrer Raumwahrnehmung die thematische Gliederung der Ausstellung. So wirkt zum Beispiel am Beginn des Rundganges der sich nach hinten stark verengente, lange Gang bedrückend – passend zu den hier ausgestellten Arbeiten mit starkem Bezug zum Thema Krieg und Zerstörung –, während am Ende sich der Raum in der Abteilung »Kosmische Landschaften« großzügig weitet. Unterstützt wird diese Wirkung ebenfalls durch den Farbanstrich der Wände: von graubraun über einen grünlichen Ockerton bis hin zu lichtem Blaugrau.
Zusätzlich gestalteten wir die Garderobe / Empfangstheke und einen kleinen Museumsshop sowie Bereiche für die gastronomische Bewirtung und die Museumspädagogik.
Leistungsumfang – Ausstellungsdesign:
- Entwurf und Planung Ausstellungsarchitektur
- Farbgestaltung
- Ausstellungsgrafik
- Lichtkonzept
- Planung der Zusatzbereiche: Garderobe, Gastro, Shop, Pädagogik