Ein Besuch beim Zahnarzt ist wohl für jeden eine mehr oder weniger unangenehme Sache – was nicht zuletzt auch an der oft unpersönlichen, sterilen und weißen Atmosphäre der Praxis liegt. Ganz andere Wege wollte das Ärztepaar Dr. Meier gehen. Sie suchten für die Einrichtung ihres Praxisneubaus professionelle Unterstützung. Schnell waren wir uns einig, dass die persönliche und offene Form der Patientenbetreuung sich auch in der Raumgestaltung widerspiegeln sollte.
Lesen Sie hier unser Prospekt PRAXISEINRICHTUNG UND ERSCHEINUNGSBILD – EINE FRAGE DER IDENTITÄT
Konzeption der Praxisgestaltung
Ausgangspunkt der Überlegungen war die Suche nach einem positiv besetzten Namen: Praxis am Lehnitzsee – in dessen Nähe sich das Ärztehaus befindet. Dies gab auch gleich das passende Motto für die Gesamtkonzeption vor. Bilder und Assoziationen, die bei diesem Thema vor dem inneren Auge lebendig werden – auf leichten Wellen schaukelnde Boote, sich im Wind bewegendes Schilf, das Ufer säumende Baumreihen, die Fische im Wasser und die Kraniche in der Luft … –, diese Bilder finden sich in der Ausstattung der Praxis wieder.
Grundrissplanung
Auf der Grundfläche des Neubaus sind die Warte- und Behandlungsräume für Zahnarztpraxis und Kieferorthopädie untergebracht. Im ersten Stock des Hauses befinden sich neben den Laborräumen und dem Aufenthaltsbereich für Mitarbeiter eine zusätzliche Einheit für eine Logopädie-Praxis sowie Wohnflächen, die privat genutzt werden.
Der Patient betritt die Praxis in einem Vorraum, der durch eine Glastür mit der Anmeldung verbunden ist. Hier kann er sich zunächst orientieren und über die Praxis anhand einer Infortafel und Mitarbeiterbildern informieren. Besonderes Highlight ist die Gestaltung der Schräge unter der Treppe ins Obergeschoss. Zum Zähneputzen vor dem Arztbesuch finden die drei Steinwaschbecken – in unterschiedlichen Höhen angebracht – besonders bei Kindern großen Anklang.
Beim Betreten der Praxis empfängt einen der einladende Tresen, der sich leicht nach vorn in den Raum wölbt und aufgrund seiner niedrigen Höhe nicht den Eindruck einer »Festung« erweckt, hinter der sich die Empfangsschwestern »verstecken«. Für kleine Patienten wurde der Tresen in der Mitte zusätzlich abgesenkt, so dass auch hier Blickkontakt besteht. Die Wand hinter dem Empfangstresen bildet ein raumhohes Schranksystem, dessen Türen aus mit stilisiertem Baummotiv individuell bedruckten HPL-Platten bestehen. Die flankierenden Räume (links Röntgen und rechts ein Raum für Patientenbesprechungen) sind mit großen Glasflächen abgegrenzt. Der Milchglaseffekt im oberen Bereich wahrt trotz des offenen Gesamteindrucks die Intimsphäre der Patienten. Hierfür haben wir ausgehend von einem Foto mit Blick durch das Blätterdach eines Baumes eine grafische Vorlage erstellt, die dann aus der opaken Folie geplottet und auf die Glasflächen geklebt wurde.
Gestaltung der Wartebereiche
Neben dem Empfang ist das Wartezimmer der erste Berührungspunkt der Patienten mit der Arztpraxis. Die Räume sind links und rechts der Empfangszone angeordnet. Durch die offene Gestaltung fühlt sich der Patient nicht isoliert, kann aber aufgrund der warmen, einladenden Atmosphäre zur Ruhe kommen. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass dieser Bereich nur sehr wenig vom Personal frequentiert wird, da Verbindungswege zwischen den einzelnen Behandlungsräumen nach hinten in den Steri-Bereich existieren.
Die Glastüren zu den Behandlungsräumen sollten zur Wahrung der Intimsphäre der Patienten mit Milchglasfolie undurchsichtig gemacht werden. Üblicherweise werden die Türen deshalb bis auf Sichthöhe beklebt, so dass man von außen durch die Oberlichter lediglich die Decke (meist mit Strahlern oder Leuchtstoffröhren) einsehen kann – ein Eindruck, der eher kalt und abweisend wirkt. Da bei der Planung ein besonderes Augenmerk auf die Bedürfnisse von Angstpatienten gelegt wurde, haben wir stattdessen den Bodenbereich der Türen unbeklebt belassen. Die Klarglasfläche hat die Form von Schilfpflanzen. Dadurch setzt sich der warme Holzton des Fußbodens optisch fort. Man hat eine Vorahnung von den Bewegungen im Behandlungsraum, ohne wirklich Einblick zu haben. Das mindert die Angst vor dem Zutritt in einen unbekannten Raum, wie viele der Betroffenen bestätigen.
Für die kleinen Patienten haben wir zusätzlich eine Piraten-Spielecke zur Verkürzung der Wartezeit integriert. Im hinteren Teil des Zahnarzt-Wartebereichs wurde dafür ein Podest eingezogen, das die Spielfläche optisch abgrenzt. Auch hier sollte der Bezug zum Thema Lehnitzsee hergestellt werden. Alle verfügbaren Spielutensilien beschäftigen sich daher mit Wasser im weitesten Sinn: ein Angelspiel sowie Bücher über Fische und Boote. Besonderer Blickpunkt ist das große Piratenschiff an der Wand, das wir eigens für diese Praxis entworfen haben. Die runden Bullaugen lassen sich mit kleinen Magneten am Schiffsrumpf befestigen. Jeweils zwei tragen auf der Rückseite das gleiche Bildchen – so entsteht ein Memoryspiel, das von den Kindern heiß geliebt wird.
Deckenbilder in den Behandlungsräumen
Als Blickfang und zur Ablenkung der Patienten während der Behandlung haben wir über den Dentaleinheiten Deckenbilder angebracht. Beim Blick in die Baumkronen können versteckte Tiere und Zahlen gesucht werden. Die 180 x 85 cm großen Bilder sind auf Leinwand gedruckt und können durch ein von uns entwickeltes Befestigungssystem mit Supermagneten problemlos untereinander ausgetauscht werden.
Gestaltung des Sanitärbereichs
Das behindertengerechte Patienten-WC überzeugt mit einer einladenden, warmen Atmosphäre. Geschickt wurden die gestellten, gesetzlichen Anforderungen umgesetzt. So haben wir beispielsweise auf einen wuchtig wirkenden Klappspiegel über dem Waschbecken verzichtet. Stattdessen wurden links und rechts neben der Toilette die Wandflächen bodentief mit Spiegelflächen versehen. Behinderte und nichtbehinderte Menschen können sich darin gleichermaßen sehen. Der Raum gewinnt darüber hinaus an optischer Tiefe.
Außengestaltung
Auch die Gestaltung der Außenlage sollte sich an dem Motto Lehnitzsee orientieren, wobei Wert auf eine unkomplizierte und pflegeleichte Bepflanzung gelegt wurde. Gemeinsam mit dem Landschaftsbauunternehmen von Jens Lauktien planten wir die Aufteilung der Flächen und die Wahl der Materialien und Pflanzen. Durch unterschiedliche Pflasterungen konnten die Parkflächen ästhetisch ansprechend gekennzeichnet werden. Anschließend führt ein durch große, dunkle Platten markierter Weg an die Seite des Gebäudes zum Eingang. Hinter dem Haus wurde ein Aufenthaltsbereich für Patienten mit Bänken und einer Schaukel für Kinder gestaltet, der in der warmen Jahreszeit gern genutzt wird.
In die Pflanzflächen wurden große Natursteine integriert, und die Beete teilweise mit Kieselsteinen abgedeckt. Auf Blühpflanzen haben wir weitestgehend verzichtet. Stattdessen sorgen kleine Büsche mit unterschiedlichen Laubfärbungen und große Gräser für ein naturnahes Bild und wiederholen in schöner Weise die grafischen Schilfsilhouetten der Milchglasfolie an den Fenstern.
Leistungsumfang – Gestaltung einer Praxis:
- Corporate Design
- Corporate Interior Design
- Grundrissplanung
- Farbgestaltung
- Einrichtungsplanung und Möblierung
- Lichtplanung
- Außengestaltung
Die Internetseite der »Praxis am Lehnitzsee« finden Sie unter kfo-lehnitz.de sowie zahnarzt-lehnitz.de.